tal der tränen/ von elias emmert und carlotta huys/ münchner kammerspiele/ werkraum/ mit emma floßmann, julia gräfner, enes sahin, komi togbonou/ bühne und kostüm MOTHERS (camilla lonbirk, olivia schroder-von lüttichau/ musik alexander zwick/ dramaturgie carlotta huys/ regieassistenz antonia grahmann/ fotos julia windischbauer

eingeladen zum „körber studio junge regie 2023“, hamburg

eingeladen zum „tnt festivalul teatrul national craiova 2023“, craiova, rumänien

„never change a running system“ – Über Jahrzehnte hinweg häuft das Geschlecht der Atriden Schuld auf Schuld, übt blutige Rache, die wieder zum Anlass für neue Morde genommen wird. Von Orest und Elektra erwartet man, es ihren Vorfahren gleich zu tun, als Sieger Geschichte zu schreiben. Doch das Geschwisterpaar blickt anders auf die Welt: Sie wollen das Recht des Stärkeren überwinden, sich emanzipieren und ein Leben führen, das nicht auf Unterwerfung beruht. Diese Überwindung ist ein gewaltvoller Akt. Und da das, was sie überwinden wollen, die Gewalt selbst ist, stehen sie ohnmächtig vor einem Dilemma.

In „Tal der Tränen“, einer Überschreibung der Orestie, blicken Orest und Elektra Jahre später auf diesen Kipppunkt ihrer Leben zurück. Konfrontiert mit den eigenen Erinnerungen stellen sie sich die fundamentalen Fragen nach Schuld und Verantwortung, nach richtig und falsch.

Emmert trotzt dem (dieses Jahr überraschend wenig gepflegten) Genre der Antikenüberschreibung mit den geballten Ressourcen des A-Klasse-Theaters eine erfrischend unverbrauchte Perspektive ab, indem er den „Orestie“-Stoff als Generationenkonflikt innerhalb einer dysfunktionalen Familie neu erzählt, unter besonderer Berücksichtigung von Klimakatastrophe und Letzter Generation. Das ist cool, unterhaltsam, auch politisch relevant (…) Falk Schreiber auf nachtkritik.de

(…) Da ist alles zusammengetragen, was derzeit an politischem Engagement möglich ist, aber tatsächlich ist das die massivste politische Behauptung, die in diesen Tagen zu sehen und zu hören war. Ansonsten ist es tragisch wie immer die Orestie: alle bringen sich gegenseitig um, zum Schluss auch tatsächlich Jeder jeden und Jede jede. Ein finsteres Werk, ein sehr finsteres Werk, aber eben tatsächlich das einzige, das diese Spur auslegt hin in die aktuelle politische Debatte. Michael Laages im Deutschlandfunk Kultur